abc Etüden / noch eine Geschichte….

Fliederfarben / Bruchstücke / sternenwandern

3 Worte, 10 Sätze, eine Geschchte

sehr inspirierend, daher noch eine Geschichte aus meiner Buchstabensuppe frisch aufgetischt:

 

Das Blut aus der Einschusswunde malte ein bizarres Muster auf ihr fliederfarbenes Seidenkleid.

Yvonne, oder Elisabeth, wie sie sich derzeit nannte, war auf eine beinahe schlichte, fast schon undramatische Art, die so gar nicht zu ihr passte, umgefallen und rührte sich nicht mehr.

Leo betrachtete sie schweigend, die Pistole noch immer in der Hand, und genoss die Ruhe, die ihn vor ihrem dauernden Genörgel, ihrer affektierten Art und ihrer Geltungssucht bewahrte.

Er wusste nicht warum ihm ausgerechnet jetzt Bruchstücke aus ihrem letzten gemeinsamen Urlaub in den Sinn kamen.

Positano, es musste unbedingt Positano sein, nur weil Madame diesen Namen so romantisch fand.

Dennoch spielte er ihr Spiel mit und mimte den verliebten Ehemann, küsste ihr galant die Hand und lag nachts mit ihr am Pool um in den Sternenhimmel zu schauen.

„Sternenwandern“, nannte sie das, auch wieder so ein sentimentaler Quatsch.

War da nicht eben ein Zucken über ihr Gesicht gehuscht?

„Cut!“ die Stimme des Regisseurs schnitt in Leos Gedanken, „meine Güte Yvonne, kannst du nicht mal anständig sterben?“

 

Türkisblau

 

Als sie in den von der Sonne aufgeheizten Wagen steigt, spürt Maja, dass sie angefangen hat zu schwitzen und der Stoff des dünnen Sommerkleids unter ihren Achseln feucht wird. Sie lässt den Wagen an und dreht die Klimaanlage hoch. `Auf der kurzen Strecke wird das Auto kaum abkühlen`, denkt sie. Ihre rechte Hand greift nach der Handtasche, die sie auf den Beifahrersitz geworfen hat und sucht nach dem Deo. Die Finger tasten blind durch den Beutel, gleichzeitig identifiziert ihr Gehirn die Gegenstände. Leder, narbig, Portemonnaie. Hart, rechteckig, schmal, Mobiltelefon. Rund, klein, Lippenstift. Endlich ertastet sie die schmale Röhre und zieht das Deo heraus. In der Zwischenzeit hat ihr linker Arm mit einem anderen Teil des Gehirns weiter das Ziel der Fahrt angesteuert und geht dieser Tätigkeit solange nach, bis er zum Einsprühen der rechten Achselhöhle benötigt wird und die rechte Hand das Lenkrad übernimmt. Diese selbstverständlichen Abläufe beruhigen Maja, sie ist Teil eines in sich abgeschlossenen Kosmos in dem ihr Gehirn mühelos und ohne sie damit zu behelligen, die nötigen Schritte einleitet. Das Deo wird in die Tasche zurückgeworfen und beide Hände halten sich jetzt am Lenkrad fest. Auf ihren Schenkeln strahlt das Blau des dünnen Baumwollkleids, der Stoff ist so leicht, sie spürt kaum, dass sie etwas anhat. Das Blau ist leuchtend, so leuchtend wie die Farbe des Schwimmbeckens im alten Freibad. Türkisblau. Ein blauer Fleck mitten in den Liegewiesen, deren Grün in der Sonne zu fahlem Braun verbrannt war. Schon vor Jahren war das Becken renoviert worden und hatte jetzt eine silbergraue matte Edelstahlhaut. Der Vorsprung am Beckenrand, auf dem sie nach jeder zehnten Runde ihre Füße abstellt und kurz innehält, fühlt sich jetzt glatt an unter ihren Fußsohlen, sauber, deutsch. Das alte Becken war in die Jahre gekommen, es hatte einen maroden Charme gehabt und in der Vorstellung ihres kindlichen Ichs war das Blau des Beckens das Blau des Mittelmeers, das sie noch nie gesehen hatte. Wenn sie als Kind auf ihr Fahrrad stieg und zum Freibad radelte, dann fuhr sie nach Italien, ans Meer. Maja stellt sich vor, wie sie ein weißes Kleid in das Schwimmbecken ihrer Kindheit taucht und türkisblau wieder herauszieht.  Als sie den Parkplatz ansteuert hat die Klimaanlage das Auto endlich auf eine erträgliche Temperatur gekühlt. Sie öffnet die Tür und stellt die Füße auf den Kies. Der heiße Sommertag hat sich über das Land gelegt wie ein Wattebausch, die schwüle Luft stülpt sich über Maja als sie vom Parkplatz zum Haus geht. Die Glastür öffnet sich, als sie näher kommt, wird in der Mitte zerschnitten und schiebt die Hälften mit einem leisen Atemholen nach beiden Seiten auseinander. Die kleine Cafeteria ist leer, Maja stellt das Kuchenpaket, das sie mitgebracht hat, auf der Theke ab. Ihr Blick streift durch den Raum, nach draußen auf die Terrasse, wo unter der Markise zwei weitere Tische mit Korbsesseln stehen. Trotz der Hitze würde sie sich nach draußen setzen, in den Garten schauen, auf die Rosenbeete. Sie geht zurück, durch den Flur, betritt das Treppenhaus,  wo es kühl ist und angenehm. Während sie die Treppe hochgeht spürt sie, wie ihre Seele sich davonschleicht, sich umdreht, die Treppe hinuntergeht, durch die geteilte Glaswand hinaus auf den Weg, zurück zum Parkplatz. Einen Moment hält Maja inne, dann aber geht sie weiter und setzt Fuß um Fuß auf die Stufen. `Es geht auch so`, denkt sie. `Vielleicht sogar besser`. Sie öffnet die Tür im ersten Stock und tritt aus dem Treppenhaus auf den Flur. `Wirsinggrüner Teppichboden, türkisblau wäre schöner gewesen`, denkt sie. `Dann würde man über Wasser gehen`. Wäre ihre Seele jetzt dabei, dann hätte Maja an dieser Stelle gelacht, so aber geht sie weiter. Vorbei an Türen, die sich alle gleichen. Der Versuch, sie mit angeklebten Kinderzeichnungen oder Kränzen aus Kunstblumen zu individuellen Pforten zu machen, unterstreicht auf deprimierende Weise die Eintönigkeit. Maja betritt das Zimmer mit dem Kranz aus künstlichen Kornblumen ohne anzuklopfen. Da steht sie, am geöffneten Schrank, und ist gerade dabei einen grauen Blazer anzuziehen. Mühsam sucht ihr rechter Arm nach dem Ärmel, da fällt ihr Blick auf Maja.

„Das ist aber schön! Bist du schon lange da?“

„Nein Mama, ich bin eben gekommen.“ Maja geht auf ihre Mutter zu und zieht ihr den Blazer aus. „Mama, es hat dreißig Grad, du brauchst keine Jacke!“

Sie sieht, dass ihre Mutter bereits zwei langärmelige Pullover übereinander angezogen hat.

„Du kannst einen Pullover ausziehen, es ist so heiß draußen!“

Maja zieht den oberen Pulli hoch und sieht, dass der untere fest in die Hose gestopft ist. Sie sieht den mageren Körper ihrer Mutter, den Gummizug der Hose, der sich um den flachen Bauch kräuselt, und obwohl Majas Seele nicht da ist sondern im Auto auf sie wartet, ist Maja so berührt, dass sie den Pullover schnell wieder nach unten zieht.

„Also gut, wenn du meinst, dann lass es so.“

Die Mutter sieht Maja an und strahlt.

„Ist das schön, dass du da bist. Und was für ein schönes Kleid du anhast! So eine schöne Farbe! Wann hast du das genäht?“

Maja antwortet nicht, dass sie dieses Kleid seit fünf Jahren besitzt und schon oft anhatte, weil es ihr Lieblingskleid ist.  Sie sagt nicht, dass sie es gekauft hat anlässlich des achtzigsten Geburtstags der Mutter, dass sie seit ihrer Studienzeit keine Kleider mehr näht weil sie keine Zeit mehr hat. Sie schiebt die Mutter zur Tür hinaus, in den Aufzug, hinunter in die Cafeteria, an den Tisch auf der Terrasse zu dem Himbeerkuchen, den sie mitgebracht hat.

Eine Stunde, denkt Maja, eine Stunde. Sie erschlägt einen Teil der Zeit damit, an der Kaffeemaschine Cappuccino für die Mutter zu holen und den Kuchen auf zwei Teller zu verteilen. Die Cafeteria füllt sich mit Besuchern und Maja ist froh, dass sie so früh da war und sie einen Tisch auf der Terrasse bekommen haben.

„Unser Garten wird immer schöner“, sagt ihre Mutter als Maja den Kuchen abstellt.

„Was sind das für fremde Leute hier.“

Wie in Zeitlupe hebt die Mutter die Hand und sticht mit der Kuchengabel in die Himbeeren.

„Alle wollen sie.“

Das Kuchenstück fällt auf die Hose.

„In meinen Garten. Die schönen Rosen.“

Jetzt ist Maja froh, dass ihre Seele nicht dabei ist, sonst hätte sie widersprechen müssen und der Mutter erklären, dass das nicht ihr Garten ist sondern der des Heims, in dem sie lebt. Dass es ein Gärtner ist, der den Garten angelegt hat und pflegt und nicht Majas Vater, der schon seit vielen Jahren nicht mehr lebt.

„Iss deinen Kuchen, Mama, der schmeckt so gut, findest du nicht?“

„Ja“, sagt die Mutter. „So gut.“

Eine Weile essen sie schweigend, Maja gibt der Mutter den Kaffeelöffel in die Hand und legt die Kuchengabel weg, weil immer wieder ein Kuchenstück von der Gabel auf die Hose fällt. Sie rückt den Tisch noch näher an die Mutter heran, die wie eine kraftlose Marionette, deren Fäden niemand mehr bewegt, in ihrem Sessel mehr liegt als sitzt.

„Unser Garten wird immer schöner“, sagt die Mutter.

Maja schiebt ihr die Tasse mit dem Cappuccino hin.

„Trink deinen Kaffee, Mama.“

Die Mutter nimmt die Tasse, trinkt einen Schluck, lächelt.

„Der ist aber gut!“

„Ja Mama, der Kaffee hier ist gut.“

Maja schiebt sich ihr letztes Stück Himbeerkuchen in den Mund. Die Mutter hat noch die Hälfte des Kuchens auf dem Teller.

„Mama, iss deinen Kuchen, du bist so dünn!“

„Du kannst noch etwas haben“ sagt die Mutter und schiebt Maja ihren Teller hin.

„Nein Mama, du sollst den Kuchen essen. Ich habe ihn ja extra für dich mitgebracht.“

Sie schiebt den Teller wieder vor ihre Mutter und schaut zu, wie diese den Kuchen zerteilt und die Stücke aufeinander legt.

„Mama, essen!“

Maja sieht auf ihre Uhr. Noch eine halbe Stunde, höchstens fünfundvierzig Minuten.

Nach einer Stunde auf der Terrasse hat die Mutter den Kuchen aufgegessen. Die Kaffeetasse mit dem Cappuccino ist noch halb voll. Maja schiebt das Geschirr weg und streckt die Beine aus.

„Dein Kleid ist so schön“ sagt die Mutter.

„Die Farbe steht dir gut. Hast du das selbst genäht?“

Majas Gehirn gibt die Anweisungen für die Antwort.

„Nein Mama, ich habe es gekauft. Ich habe das Kleid schon viele Jahre.“

Sie erzählt nichts von dem blauen Becken des Schwimmbads. Von den kleinen Reisen zum Meer, in den Ferien, damals als die Eltern das Haus gebaut hatten und eine Urlaubsreise wegen der vielen Schulden undenkbar gewesen wäre. Damals, als ihr die Mutter die teure Dauerkarte für das Freibad geschenkt hat  und Maja dann mit dem Fahrrad jeden Tag ans Mittelmeer gefahren ist.

`Das habe ich ihr nie erzählt`, denkt Maja jetzt.

Wäre ihre Seele hier würde Maja der Mutter jetzt diese Geschichte erzählen. Sie würde ihr sagen, wie stolz sie war, als sie mit ihrer Saisonkarte an der langen Schlange der Wartenden am Eingang des Freibads vorbeigehen konnte. Vielleicht würde sie ihr sogar sagen, dass die verblichene graue Pappkarte in einem Karton bei ihren alten Tagebüchern liegt und seit Jahrzehnten gehütet wird wie ein Schatz.

So aber ist es egal, was die Mutter weiß und was nicht. Sie sitzt neben dieser alten Frau, sieht die abgeschnittenen Marionettenfäden, die niemand entwirren kann.

„Der Garten ist schön“, sagt die Mutter jetzt. „Die Rosen.“

Maja antwortet nicht.

„Das sind die schönsten, hier vorne“, die Mutter zeigt mit dem Finger auf das Beet neben Maja.

„Da waren noch andere“ fährt sie fort. „Die waren groß und – “ sie hält inne und Maja spürt, dass ihre Mutter nach einem Wort sucht, das verschwunden ist.

„Sie hatten diese Farbe – diese Farbe, so –“

Maja sucht in dem Beet nach den Blumen, die die Mutter meinen könnte.

„Jetzt sind die anderen groß.“

„Ja Mama. Ein schöner Garten“.

Die Mutter schweigt für einen Moment.

„Was macht mein Bub?“ fragt sie. „Geht es ihm gut in der Schule?“

Maja weiß, dass ihr Sohn gemeint ist, der kein Bub mehr ist sondern ein junger Mann, mit Bart und Kopfhörern und Freundin.

„Er studiert, Mama.“ antwortet sie.

„Ach Gott –“ die Mutter schüttelt den Kopf.

Sie sieht wieder auf die Rosen, dann dreht sie sich zu Maja.

„Wie geht es deinen Eltern?“ fragt sie.

Maja sieht die Marionette an.

„Wer bin ich?“ fragt sie.

„Du bist Maja“, antwortet die Marionette.

„Und wie heißt meine Mutter?“

„Ich komme jetzt gerade nicht auf den Namen“, antwortet die Marionette.

Hätte sich ihre Seele nicht vor über einer Stunde davongeschlichen hätte Maja jetzt

vielleicht gesagt: `Ich bin es, Mama. Ich bin dein Kind und du bist meine Mutter`.

So aber sagt sie nichts mehr. Maja bleibt stumm und lauscht den halben Sätzen, die aus dem Mund ihrer Mutter wachsen, über den Tisch und die Terrasse wuchern, hinein in das Rosenbeet und bald ein so dichtes Gewirr aus Wörtern gebildet haben, dass sie es nicht mehr durchdringen kann.

Stonecold

THE CHALLENGE:

Write a one hundred word story that has a beginning, middle and end. (No one will be ostracized for going a few words over the count.) the group is hosted by Rochelle, each week we find an inspiring new photo on her blog:http://rochellewisofffields.wordpress.com

THE KEY:

Make every word count. To see all the great 100 word stories of the weekly challenge use this link http://new.inlinkz.com/luwpview.php?id=331433

al_forbes

He courted me, besieged me with expensive gifts and last night he came up with his real identity.

“I am Zeus,” he said and smiled, “no woman could ever resist me.”

I was sure definitely now he was insane.

“But I love Tommy,” my voice trembled.

“Sure,” his eyes were cold. “That´s the place he is waiting for you, Darling.”

He handed me a piece of parchment. I knew the street, lots of beautiful old mansions.

I found the house and slowly panic was spreading in my stomach.

“Tommy? “

Above my head I heard a crunching noise and looked up into Tommy`s stony face-

Genre: fantasy

Words: 105

Every Medal has two sides

THE CHALLENGE:

Write a one hundred word story that has a beginning, middle and end. (No one will be ostracized for going a few words over the count.) the group is hosted by Rochelle, each week we find an inspiring new photo on her blog:http://rochellewisofffields.wordpress.com

THE KEY:

Make every word count. To see all the great 100 word stories of the weekly challenge use this link:http://new.inlinkz.com/luwpview.php?id=329034

koi

“I want to be white, Mummy! “

The little orange Koi angrily beated with her fin.

“Whites have more fun! And only a White can be Miss Koi-Pond!”

“Oh darling, you are the cutest little orange Koi here !”,

her mother said as calmly as she could.

“And one day a nice Koi-boy will come and realize that…”

“No no no ! I want to be WHITE! Like White-Angel, look how all the boys swim around her –“

A shadow fell on the pond.

“I made my choice, Mister Takimoto, “ a dark voice said.

“I´ll take this white beauty over there.”

 

words: 101

Abgrund

Tom stand an der Klippe und war so fasziniert vom Kampf zweier Möwen dass er Dorotheé nicht kommen hörte.

„Traumabewältigung“ hatte er diese Reise genannt. Dorotheé wollte nie eine Villa mit Pool mieten, aber sie konnte sich wie immer nicht durchsetzen.

„Es gibt eine Poolabdeckung,“ lachte er. „Ich schwimme und decke danach den Pool ab, Ich schwöre!“

Nachdem sie Tammy gefunden hatten, stolperte Dorotheé schreiend durch den Garten, das tote Kind in den Armen.

„Ich wollte nicht zurückkommen,“ flüsterte sie.

Die Möwen flatterten erschrocken auf, als die beiden Körper auf den Strand krachten.

Copyright – E.A. Wicklund

Copyright – E.A. Wicklund

93 Wörter / diese Geschichte habe ich auf Englisch für meine Friday Fictioneers community geschrieben ( es gibt ein Foto als Vorgabe, zu diesem Foto schreibt man eine Geschichte, die nur 100 Worte hat ) – und dann übertragen ins Deutsche, Wider Erwarten habe ich 10 Wörter weniger auf Deutsch. Es ist zum Teil eine wahre Geschichte, die im Ferienhaus neben uns passiert ist und mich nie verlassen hat.

Abyss

Copyright – E.A. Wicklund

Copyright – E.A. Wicklund

ABYSS

Tom stood at the edge of the cliff and was so fascinated by the fight of two seagulls that he didn´t hear Dorothy coming.

“Trauma-overcoming” he had named this journey. Dorothy never wanted to rent a villa with pool, but as always she could not prevail.

“There is a cover for the pool”, he`d laughed, “I`ll swim and then close the cover, I swear!”

After they had found Tammy, Dorothy was stumbling through the garden, carrying the dead child in her arms.

“I didn`t want to come back,” she whispered.

The seagulls fluttered away frightened when the two bodies crashed on the beach.

103 words – and it was hard to get it down to 103!

Part of this story really happened in the villa next to us on Mallorca/Spain few weeks before we where there with our little son. Our landlord told us the mother stumbled through the garden with the child and was not able to accept that her little girl died.So in my head since then is the image of the  mother with the dead child in her arms and it never left me –   this story maybe was also for me a kind of Trauma-overcoming (this word I created because I could not find anything matching)

Believe!

three doors

„Make your choice carefully,“ the fairy said.

“The door you choose will make your destiny.”

“But – “

the prince stared confused at the three portals ,” none of them seems to lead anywhere –“

“Do you always just believe what your eyes tell you?” The fairy shook her head and both of them were covered with stardust.

“If you don´t feel your destination inside your heart you will never find the right way,” she whispered.

“Listen to your heart, prince, and believe – “

The fairy disappeared in a golden cloud and the prince walked slowly through the open door…

 

99 words this time….

already addicted to Friday Fictioneers – thanks for another inspiring prompt!

Stuttgart – Köln, einfach (2)

Teil 2    Koblenz – Bonn – Köln

Die Tupfensockenfrau  verlässt in Koblenz den Zug. Ich mache mich auf den Weg zum Bordbistro (von Wagon 8 nach Wagon 11) und überlege es mir im nächsten Wagon anders. Eigentlich habe ich keine Lust auf einen überteuerten Kaffee mit Kondensmilch (bei dem Gedanken an Kondensmilch gruselt es mich) da ich ja in Köln zum Kaffeetrinken verabredet bin. Also suche ich mir den erstbesten freien Sitz und setze mich an einem Viererplatz mit Tisch einem jungen Paar gegenüber.

Die beiden sind etwa Anfang zwanzig und beide tippen auf ihren Smartphones, während sie sich unterhalten.

Zur Abwechslung schaue ich mal aus dem Fenster und konzentriere mich anstatt auf Schuhe auf den Dialog, der mir gegenüber stattfindet.

Sie: „Dann machen wir morgen Spinat.“

Er: „Ich dachte, wir essen Bohnen?“

Sie: „Nein, ich dachte, wir kochen heute Champignons, das ist doch auch schon Gemüse.“

Er: “Und dazu Spinat?“

Sie:“Nein Bohnen, das schmeckt doch lecker mit Zwiebelchen angebraten!“

Er:“ Montag muss ich die Immatrikulationsbescheinigung abgeben.“

Sie, tippt auf ihrem Smartphone rum, ist etwas abwesend: “Ist doch toll.“

Er:“Ich glaube, ich hole mir kein I-phone. Ich hole mir ein anderes Smartphone.“
Sie:“ Ja, aber wenn es dann nicht mit dem Mac kompatibel ist – „ ihr Daumen wischt hektisch auf dem Screen hin und her, „oh, ich habe Post von meinen Eltern bekommen.“

Er: „Was schreiben sie denn?“

Sie hält ihm ihr Telefon hin: „Lies selbst.“

Er überfliegt die Nachricht und gibt ihr das Telefon zurück:“ Okay, dann essen wir also morgen Bohnen.“

Sie: „Nein, Spinat.“

Er: „Spinat mit Bohnen.“

Sie: „Nein, Spinat.“

Er: „Also nur Spinat.“

Sie: „Ja, das ist doch lecker. Mit Zwiebelchen angebraten.“

Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse sagte schon der kleine Prinz. Die gleichzeitige Benutzung von Smartphones während einer Unterhaltung scheint diesen Effekt noch zu verstärken. Hätte der kleine Prinz ein Smartphone dabeigehabt in der Wüste, wäre es wohl nie zu diesen grandiosen Zeichnungen des Piloten gekommen, denn er hätte ja alles mit dem Smartphone fotografiert und dem Piloten die Fotos digital gezeigt. Auf den letzten Kilometern zwischen Bonn und Köln werde ich also noch sentimental und stelle mir vor wie das war, damals, ohne Mobiltelefon.

Allein die Tatsache, dass ich mich an eine Zeit ohne Handy erinnern kann, sagt schon sehr viel über mein tatsächliches Alter aus. Wenn ich es recht überlege, könnte ich theoretisch sogar die Mutter der beiden Jungköche gegenüber von mir sein. Ich werde noch sentimentaler. Habe ich schon erwähnt, dass ich Zugfahren hasse?

„Verehrte Fahrgäste, in wenigen Minuten erreichen wir Köln-Hauptbahnhof. Ausstieg in Fahrtrichtung rechts.“

Endlich. Der Dom.

Wer ist Zeus? (Nachtrag aus September 2012)

Es wird Herbst

Ich sitze in meiner wortwabe und trauere dem Sommer hinterher. Der Himmel ist grau und immer wieder regnet es. Die Rosen vor meinem Fenster recken trotzig die letzten Knospen in die kühle Luft. Ich schließe mich Ihnen an und hoffe auf einen goldenen Oktober.

Plötzlich steht ein Mann vor meinem Schreibtisch, den ich noch nie gesehen habe. Ich schaue ihn irritiert an und als ich in seine Augen sehe, bin ich mir nicht sicher: kenne ich ihn?

„Erkennen Sie mich nicht?“

„Äh, nein. Wer sind Sie denn?“ frage ich ihn direkt.

„Ich bin Zeus!“ Das Ausrufezeichen am Ende des Satzes ist nicht zu überhören. `Meine Güte`, denke ich, `die Typen lassen sich immer schrägere Namen einfallen.`

„Der Name ist mir nicht EINGEFALLEN – ich BIN Zeus!“ sagt der Fremde jetzt mit einem ärgerlichen Unterton.

Woher weiß er, was ich eben gedacht habe? Jetzt wird er mir unheimlich.

„Sie müssen sich doch an mich erinnern, meine Liebe“, sagt er jetzt etwas freundlicher. Er sieht mich wieder an und tief in mir sitzt eine Erinnerung, die nicht aus ihrem Versteck kommt.

„Schön“, sage ich,“ Sie sind also Zeus. Und was wollen Sie von mir, Herr Zeus?“

„Einfach nur `Zeus`“, sagt er und setzt sich auf meinen Schreibtisch. Jetzt atme ich seinen Duft ein und aus dem Nichts schießt mir durch den Kopf „Ambrosia“.

„So ähnlich“ sagt der Typ, der behauptet Zeus zu sein. „Eine ganz besondere Mischung, exklusiv für mich komponiert. Übrigens von Aphrodite persönlich.“

`Ein Irrer`, denke ich noch und plane meine Flucht. Aber da ist er schon verschwunden.

Reisetagebuch, Hongkong, März 2001

Heute Abend über die Cameron Road zurückgelaufen auf der Suche nach einem T-Shirt für Lea. Sie wünscht sich eines im Stil von Dolce und Gabbana. Ich finde genügend flippige Teile aber alle maximal in Kindergröße, nichts für ausgewachsene Frauen. Die Gehwege sind voll wie bei uns die Wege auf dem Volksfest, immer wieder muss ich vom Gehweg auf die Straße ausweichen um vorwärts zu kommen. Aus jedem Geschäft dröhnt andere Musik, allerdings sind es dieselben Top 40 Hits wie zuhause. Ich fühle mich mal wieder wie ein Elefant, um mich herum nur kleine Asiatinnen, deren dünne Oberschenkel etwa den Umfang meiner Oberarme haben. Auf dem Rückweg zum Hotel werde ich nicht ein einziges Mal angesprochen von einem Uhrenverkäufer „Copy Watch? You want copy watch?“  Nach zehn Jahren, in denen ich zwei bis viermal pro Jahr hier war, sehe ich wohl nicht mehr so aus wie eine Touristin, suchend und mit dem Stadtplan in der Hand, wie bei meinem ersten Aufenthalt hier. Es riecht nach Essen, nach Gebratenem, nach Meer und Fisch, nach Räucherstäbchen. Der Geruch wäre, könnte man ihn hören, ein einziges Stimmengewirr. Ich registriere das alles nur noch am Rande, zu vertraut ist es mir schon. Im Hotel wie jeden Abend Deutsche Welle, alle halbe Stunde wechselt das Programm von Deutsch zu Englisch. Dann muss ich umschalten. Es ist einfach zu seltsam, die eigene Sprache im Hintergrund zu hören während das Gesagte simultan ins Englische übersetzt wird.

Heute Morgen bin ich um sieben Uhr aufgewacht, nach einem seltsamen Traum. Wir wohnten in einem Haus, das zum Teil in die Erde hinein gebaut war, die Wände und auch der Boden waren aus Lehm. Die Küche grenzte an den Garten, aus einem schmalen Fenster sah man auf eine große Rasenfläche. Die Küche und das Schlafzimmer lagen tiefer als das Wohnzimmer, das gleichzeitig auch Eingangsbereich war. Die Zimmer waren in ein diffuses Licht getaucht, die Holzläden vor den Fenstern geschlossen. Unser Vermieter war ein Herr aus Mallorca, wir hatten im realen Leben schon zweimal sein Ferienhaus gemietet. In diesem Traum besuchte er mich um mich nach einem unterirdischen Tunnel zu fragen, der von unserem Haus zu seinem führen sollte und über den wir zum Schwimmbad in seinem Haus gelangen könnten. Ich wusste, es gab im Schlafzimmer eine Falltüre, die in einen Keller führte. Ich räumte die Matratze unseres Sohnes weg, und öffnete die Falltüre. Es gab aber keine Treppe, man hätte hinunterspringen müssen, was wir aber noch nie ausprobiert hatten. Wir sahen zusammen hinab in den Keller – und genau in diesem Moment wachte ich auf. Ich ärgere mich noch beim Zähneputzen darüber, dass ich nun nie erfahren werde, was genau sich unter dieser Tür und in dem Keller verbarg.

Vor meinem Fenster ist jetzt Bewegung, es ist viertel vor Acht, ein Dampfer fährt in den Hafen ein, die Fähren kreuzen regelmäßig zwischen Hongkong Island und Kowloon. Ich könnte ewig so sitzen und diese Kulisse betrachten. Ein Fenster vom Boden bis zur Decke, so breit wie das Zimmer, gibt mir das Gefühl, ich befände mich auf einer Bühne und die Kulisse Hongkong Islands mit ihren zahlreichen Wolkenkratzern wäre mein Publikum. Das Zimmer würde, könnte man von außen durch die Fenster hineinsehen, wie ein aufgeklappter Karton aussehen, eine Puppenstube mit Schrank, Bett und Fernsehgerät – und ich mittendrin. Die Fenster sind natürlich von außen undurchsichtig, wie es sein muss, ich sehe alles und mich sieht niemand. Ich blicke auf meine nackten Zehen und plötzlich schießt mir der Gedanke durch den Kopf, wie meine Zehen wohl aussehen, wenn ich gestorben bin. Dann habe ich auch nichts als ein Hemd an, so wie jetzt, und meine Haut wird eine wächserne Farbe bekommen haben.

Ein winziges Boot, zur Hälfte überspannt mit einer dieser typischen halbrunden Planen, verlässt das Ufer. Es tanzt bedenklich auf den Wellen und ein Mann hantiert mit Netzen. Der Kontrast erscheint mir immer wieder erstaunlich: die kleinen Boote, die so einsam vor der atemberaubenden Kulisse dieser reichen Stadt im Wasser schaukeln.  Acht Uhr dreißig, ein schnelles Frühstück mit viel frischer Mango und dann Aufbruch zum ersten Termin, irgendwo im Schlund dieses Drachens.

Eine Rose für Buddha

Ich schreibe dir und doch auch nicht. Neben mir am Tisch sitzt eine fremde Frau, sie schreibt, überlegt, schreibt. Ich schreibe über mich selbst, denn ich bin mir selbst fremd. Jetzt steht die Fremde auf und geht in die Küche. Sie sieht sich suchend um als fragte sie sich selbst, was sie eigentlich in der Küche gewollt hat.

Da siehst du, was du aus ihr gemacht hast!
Liebe sollte doch einfach sein, berauschend. Stattdessen taumelt sie durch die Wohnung wie eine Motte bei Tageslicht. Weißt du noch, wie ihr euch kennen gelernt habt? Es heißt, Liebende erkenne man daran, dass sie nicht müde werden, sich gegenseitig zu erzählen, wie es war als sie sich das erste Mal begegnet sind.

Du erinnerst dich nicht mehr daran, nicht wahr?

Nun, ich weiß, dass sie sich sehr genau daran erinnert, die Fremde hier in meiner Wohnung.Es war ein regnerischer Tag im Juli.

Es regnet immer in der ersten Juliwoche, sagte sie. Die Sonne kommt erst am zehnten Juli.

Du fragtest sie, woher sie das wisse und sie sagte, das hat mir die Sonne verraten.

Und was hat sie dir noch verraten, die Sonne? wolltest du wissen.

Damit hast du sie total verwirrt. Eigentlich ist sie nie um eine Antwort verlegen, aber in diesem Augenblick hat sie dich angesehen und weggesehen und am Ende geschwiegen.

Kannst du dich daran noch erinnern? An ihr Schweigen? Nein, denn du hörst ja auch jetzt ihr Schweigen nicht. Denn du bist nicht da.

Deshalb muss sie dir ja auch schreiben, diese Frau, die mir fremd ist.

Sie blickt durchs Fenster hinaus in den Garten. Ein Hauch von Schnee liegt auf dem Rasen, die letzten Rosenknospen haben sich nicht geöffnet und sind als Knospe erfroren – quasi in ihrer Jugend. Die Ahnung von späterer Schönheit wurde in der Knospe konserviert. Nichts geben sie mehr preis, bleiben verschlossen. Wenn man sie pflückt (das hat sie getan, die Fremde, und die Knospen ihrer Buddhastatue in den Schoß gelegt – als ob das etwas nutzen würde!) dann bleiben sie wie sie waren, verändern sich tagelang nicht in Form und Farbe.

Oder liegt das doch an Buddha?

Dieses Opfer hat dich auch nicht zurückgebracht. Buddha lächelt hintergründig wie immer, aber er scheint die erfrorenen Blüten zu mögen. Mehr als die staubige Asche der Räucherstäbchen, die beim Abbrennen auf ihn niederregnet.

Vielleicht ist das die bessere Lösung. Wie die Rosenknospen in der Jugend zu sterben, anstatt zuzusehen, wie die Blüte in ihrer vergänglichen Schönheit erblüht und vergeht. Wie Blatt für Blatt zu Boden sinkt und nur ein vertrockneter Rest am Zweig zurückbleibt, nach dem sich keiner mehr umsieht.

Aber dazu ist es jetzt zu spät. Die Fremde ist bereits am Verblühen, hat das Stadium bereits erreicht, in dem sich keiner mehr nach ihr umdreht. Und es gibt auch nichts mehr, das sich zu konservieren lohnen würde.

`Bestenfalls kann ich noch zur Hagebutte werden`, denkt sie mit einem Anflug von Spott.

Da ist sie wieder, die Fremde. Sie will dich gar nicht wiederhaben. Du sollst deine Sachen abholen, schreibt sie dir.

Weißt du noch, wie du meine Hand genommen hast, damals in diesem kalten Januar, als wir einen stundenlangen Spaziergang durch den Prater gemacht haben?

Trotz der Handschuhe waren meine Hände steif vor Kälte. Ich erinnere mich an die kahlen Bäume, an eine endlos scheinende Allee von Astgerippen. Das Riesenrad außer Betrieb, der Weg gefroren, bei jedem Schritt knirschte die Kälte unter den Schuhen.

Es war trostlos, schreibt die Fremde. Sinnlos, stundenlang in der Kälte herumzustapfen, um am Ende irgendwo einen überteuerten Kaffee zu trinken.

Ich fand es sehr romantisch. Damals haben wir beschlossen, für immer zusammenzubleiben. Im Frühling haben wir geheiratet.

Das war überstürzt, schreibt die Fremde jetzt. Ich war verrückt, einen wie dich zu heiraten. Da wäre ich besser alleine geblieben.

Ich werde Buddha noch eine Knospe suchen, vielleicht war das Opfer nicht groß genug um dich zurückzuholen.

Buddha bringt dich auch nicht wieder, lese ich im Brief der Fremden. Und er weiß ja besser als ich oder du, was mir gut tut.

Abserviert

Chronik einer Kündigung

Dieser Tag wird wohl immer meine persönliche Guinessliste der „schlimmsten Tage meines Lebens“ anführen. Mein Lateinlehrer wäre stolz, wenn er wüsste dass ich jetzt, nach zwanzig Jahren, die Bedeutung von „dies ater“ begriffen habe. Caesar kann sich nicht schrecklicher gefühlt haben nachdem sein Ziehsohn Brutus ihm das Messer zwischen die Rippen jagte. Aber er konnte wenigstens noch sein„auch du mein Sohn Brutus“ stöhnen und anschließend filmreif den Löffel abgeben.

Danach wurde Caesar zu einer Legende und Brutus bekam in der Geschichte den Platz, der ihm zustand: er war der Verräter. Ich dagegen werde weder zur Legende werden noch werden meine Widersacher an den Pranger gestellt. Octavian, Caesars Großneffe, ließ Brutus´Kopf vor der Statue Caesars niederlegen, nachdem dieser sich nach verlorener Schlacht das Leben genommen  hatte.

Dieses Privileg wird meinen Nachkommen nicht vergönnt sein…

Ich muss an meinem persönlichen dies ater Haltung bewahren.

Eingekreist von Pfuhl und Groß sitze ich auf der Kante meines Stuhls und

darf mir anhören, dass man trotz meiner mannigfaltigen Qualitäten keinen Job mehr für mich hat. Die Umstrukturierungsmaßnahmen der Wieland Taler Unternehmensberatung hatten zu einer Verschmelzung meiner Abteilung mit einer weiteren Abteilung geführt.

„…leider müssen wir ihnen mitteilen, dass es in dieser Struktur keinen

Arbeitsplatz mehr für eine Frau Mair geben wird.“

Warum spricht er von mir in der dritten Person? „Sie haben ja noch dreißig Tage Urlaub, ich schlage vor sie nehmen erst einmal Urlaub.“

Ich sitze da, wie vom Donner gerührt.

Horrorszenarien laufen vor meinem geistigen Auge ab. Ich sehe schon die

Banker unser Haus versteigern, sehe mich in Sack und Asche in der Schlange

beim Sozialamt –

„Frau Mair, wollen Sie die Formalitäten direkt mit mir besprechen oder möchten Sie lieber einen Dritten einschalten?“

Was meint er? Welchen Dritten?

„Äh, was meinen Sie damit?

Meinen Sie einen ANWALT?“

Anwälte kannte ich nur aus dem Fernsehen. Am besten gefielen mir Spielfilme aus Amerika, in denen weitschweifige Gerichtsszenen mit ernst blickenden Geschworenen vorkamen.

„Na, das können sie sich ja noch überlegen.

Ich schlage vor, wir gehen jetzt in ihre Abteilung und teilen es ihren Mitarbeitern mit. Ach ja, da ich ja weiß, wie wichtig Ihnen das ist:

wir werden alle übernehmen. Alle haben einen Job.“

Na toll, denke ich. Alle außer mir.

So leicht will ich mich aber nicht geschlagen geben.

Zumal weder mein Kleinhirn noch der Rest meines Gehirns den Inhalt dieser persönlichen kleinen Ansprache verstanden hat.

„Man hat dich rausgeschmissen“, sagt mein Verstand.

„Das kann man mir nicht antun“, kontere ich.

„Warum nicht, du bist eben zuviel. Übrig. Vielleicht auch unbequem.“

„Unbequem? Ich unbequem?

Wie kann jemand der pausenlos Überstunden macht und Mitte August immer noch dreißig Tage Urlaub hat unbequem sein?“

Mein Verstand grinst: „Ach komm, sei mal realistisch. Du weißt doch, dass das nicht zählt. Am Ende des Tages musst du dich gut verkaufen können.“

Schön, dann will ich es jetzt wissen.

„Warum haben Sie keinen Job mehr für mich?“

frage ich Pfuhl ganz direkt.

„Wenn ich doch mit so vielen Qualitäten ausgestattet bin. Wenn Sie sogar sagen, es müsste mehr von meiner Sorte geben.“

„ Es liegt nicht an ihren mangelnden Qualitäten.“

Jetzt ergeht sich Pfuhl in einem Schwall heißer Luft.

Am Ende hat er nichts Wesentliches gesagt, außer, vielleicht zwischen den Zeilen, dass ich eine schwierige Persönlichkeit habe.

„Hab ich doch gesagt, du bist unbequem“ meldet sich wieder mein Verstand.

„Hättest eben mal eher nicken sollen als dauernd deine Meinung zum

besten zu geben!“

Ich starre wie ein hypnotisiertes Kaninchen auf das Bild an der

gegenüber Wand gegenüber. Groß klopft mir jovial auf die Schulter. Dieser Opportunist, denke ich. Jetzt hat er mich geschlachtet um seine eigene Haut zu retten. Mein Gott, wie er mich anwidert.

„Wir sollten dann noch ein paar Formalitäten besprechen,“ sagt Pfuhl

abschließend.

„Können wir das unter vier Augen tun?“ frage ich.

Lieber mit einem Kotzbrocken im Raum als mit zweien.

„Herr Groß, das geht schon in Ordnung,“

sagt Pfuhl.

„Es sind nur Formalitäten,“

Groß bleibt auffordernd neben mir stehen.

Ich zwinge mich, ihm ins Gesicht zu sehen.

Muss ich ihm jetzt die Hand geben?

Ich strecke ihm angewidert die Hand hin, vielleicht merkt er, dass mir

das schwer fällt.

„ Auf Wiedersehen Herr Groß,“

habe ich eben `auf Wiedersehen` gesagt?

Ich hoffe, das bleibt mir erspart.

„Ich werde mich schon noch verabschieden.“

Sage ich.

Und denke: bestimmt nicht, du Widerling.

Hast mich ins offene Messer laufen lassen nachdem ich die ganze

Zeit loyal hinter dir stand.

Meine Güte, ich habe diesen Mann sogar noch bedauert als er heftigen

Angriffen ausgesetzt war und alle ihn totgesagt hatten!

Endlich ist er aus dem Raum verschwunden.

Nicht ohne mir noch mal verschwörerisch auf die Schulter zu klopfen.

IGITT!

Pfuhl pflanzt sich neben mir auf.

Mit Pastorenstimme versucht er mir zu signalisieren, er sei der gute

Mensch von Sezuan.

„Wissen Sie, man wird ja öfter angerufen und nach einer Referenz

gefragt,“

er sieht mich bedeutungsvoll an.

„Natürlich kann ich dann so oder so antworten.“

Was will er mir dadurch signalisieren?

Verhalten sie sich regelkonform und die Referenz wird positiv für sie

ausfallen?

Ich lasse weitere salbungsvolle Sätze in meine Ohren sickern, ohne

ihren Inhalt zu verstehen.

Verstohlen sehe ich auf meine Uhr. Es ist siebzehn Uhr fünfundvierzig.

Ich sitze erst seit einer Dreiviertelstunde in diesem Büro.

Es kommt mir vor wie ein halber Tag.

Meine Existenz hat sich in diesen fünfundvierzig Minuten in Luft aufgelöst.

„So, dann wollen wir mal rüber gehen in ihre Abteilung,“

sagt Pfuhl.

Wir betreten den Flur.

Ich erinnere mich, wie ich diesen Flur zum ersten Mal entlang gegangen bin.

Es ist fast drei Jahre her.

Ich hatte einen Termin beim Inhaber der Firma, Herrn Herbst.

An diesem Tag war der Flur wie ausgestorben. Jede Tür rechts und links des Ganges war verschlossen.„Die heiligen Hallen,“ schoss es mir damals durch den Kopf.

Brauner Teppichboden, dunkelbraunes Holz, siebziger Jahre Chic. Zugeknöpft, engstirnig, spießig, das passt eigentlich nicht zu mir, dachte ich. Herr Herbst, ein aalglatter Endfünfziger, empfing mich in einem kleinen Besprechungsraum mit einem viel zu großen, ebenfalls dunkelbraunen, runden Besprechungstisch. Das Gespräch kam schwer in Gang, blieb holprig. Wir standen ein jeder auf einer Seite des Tisches, mir ist immer noch diese beklemmende Enge des Raumes im Gedächtnis. Ich war wie befreit, als ich mich verabschieden konnte. Am Ende war ich so klug wie zuvor.

Als ich die Zusage für den Job bekam war ich wirklich überrascht, denn Herbst konnte nicht viel mit mir anfangen, das habe ich gespürt.

Jetzt fällt mir das alles wieder ein. Hätte ich auf meinen ersten Impuls gehört wäre mir dieser Tag heute vielleicht erspart geblieben. Ich bin wie zugeschnürt, als hätte mir jemand einen Strick um den Hals gelegt. Der Gang zu meiner Abteilung ist Spießrutenlaufen. Jeder schaut an mir vorbei, ich fühle mich wie eine Aussätzige. Es scheint, als ob von mir eine Gefahr ausgehen würde, als ob dieser Virus ansteckend sei. Ich wurde rausgeschmissen, betriebsbedingt. Das ist die Tatsache, die an mir klebt wie ein riesiger Pickel, eine Pestbeule, die alle, die mir begegnen, in die Flucht schlägt. Ich bin unter einer Glasglocke, jedes Geräusch wabert wie im Nebel an meinen Ohren vorbei. Gleich werde ich meine persönlichen Dinge in eine Schachtel packen und zum Auto gehen. Nach Hause fahren, nicht schlafen können, Existenzängste bekommen und Wutanfälle. Das Gefühl der Ohnmacht wird mich wahnsinnig machen. Ich werde schreien wollen und nicht können.

Ich steige aus meiner Glasglocke, verabschiede ich mich von meinen Mitarbeitern, packe meine persönlichen Dinge in eine Schachtel, gehe zum Auto und –

Die Schlange (8)

Steffen Amberg sah etwas konsterniert auf seinen Bildschirm. Das war ihm selten passiert, dass eine Frau, die so offensichtliches Interesse an ihm gezeigt hatte, ihn im Chat derart abblitzen ließ. Egal, die Leiste seiner „Freunde im Chat“ zeigte ihm, dass er sich auch anderweitig unterhalten konnte. Er überflog die Namen, da hörte er Schritte im Flur. Schnell öffnete er eine Powerpont Präsentation.

„Na du Armer, musst du noch so viel arbeiten?“, seine Frau legte die Arme um ihn.

„Ja Liebes, ich muss doch die Präsentation für das Wochenende in Hamburg fertigstellen,“ Steffen runzelte die Stirn und drückte auf speichern. „Ich geh schlafen, morgen habe ich drei anstrengende Meetings. Ich bin schon gestresst wenn ich nur daran denke.“ Franziska Amberg verdrehte die Augen. Steffen stand auf und nahm seine Frau in die Arme.“Das schaffst du schon, schlaf gut, Liebes. Gute Nacht.“  Er hörte Franziska die Treppe hochgehen. Als er sicher war, dass sie im Bett lag, wechselte er wieder zurück zu facebook.  Er wusste schon wen er jetzt kontaktieren würde.

 

 

Jubiläum

Heute ist die wortwabe 114 Tage online, und dies ist der 100. Artikel.

Eigentlich hatte ich vor, ein paar kitschige Girlanden aufzuhängen und eine goldene „100“ an die Tür zu kleben, aber dann kommt wieder alles ganz anders.

Plötzlich steht ein gutaussehender Typ im Anzug vor mir, taucht auf wie aus dem Nichts, und behauptet, er sei Steffen Amberg. „Sie kennen mich doch“, sagt er und fixiert mich mit seinem Blick.“   Ich sehe ihn verdutzt an und es rutscht mir heraus: „Ich dachte, Sie wären größer.“ „Was soll denn das nun wieder heißen? Ich bin schlank, durchtrainiert, attraktiv und intelligent, was wollen sie denn mehr?“ Meine Güte, der Typ ist ja sehr von sich eingenommen. Wäre  er ein Post auf Facebook, dann müsste ich jetzt wohl liken. Ich grinse in mich hinein. „Was gibt es denn da zu grinsen?“ „Och, nichts, nur so ein Gedanke, „antworte ich.“Ihre Gedanken, die kenne ich ja bereits. Ich finde es wirklich unverschämt, wie Sie mich darstellen,“ empört er sich.“Als ob ich mit den Frauen spiele  Das stimmt nicht, Ich bin ein sehr ernsthafter Mensch.“ Soso, denke ich. Ernsthaft. „Das weiß ich ja wohl besser“, sage ich zu ihm.“ Ich habe Sie schließlich erfunden.“ Das hätte ich wohl nicht sagen dürfen. So plötzlich wie er aufgetaucht war, ist er verschwunden, Sein After Shave schwebt noch einige Zeit im Raum, meine wortwabe riecht nach Mann und frage mich wieder einmal was denn nun die Wirklichkeit ist –

Die wortwabe wird renoviert

Tja das war dann wohl ein Kaltstart…die hektische Einkaufsrunde durch den Sindelfinger Ikea mit meiner Freundin hat mich zu Regal 8 Fach 17 geführt, oder so ähnlich, jedenfalls stand da ein junger Mann, nicht ganz so attraktiv (leider) wie der aus der Cola Light Werbung aber immerhin jünger als ich (das ist heutzutage ja eigentlich jeder) und der hat irgendwas da ins Fach gepackt. Das fand ich ja immens praktisch,. Dann kann dieser starke Bursche ja gleich die Fachböden auf meinen Wagen legen. Was er dann auch gemacht hat. Dachte sich wahrscheinlich, „die arme alte Frau, der helfe ich doch gerne“  Und als ich dann zuhause das Paket ausgepackt habe, stellte sich heraus, dass ich eine Schublade gekauft hatte….eine RIESENschublade. Das kommt davon…Heute habe ich die Atomschublade wieder umgetauscht. Und die Vorhangschienen gekauft, die ich gestern vergessen hatte., Denn heute war ja mal wieder ein Handwerker da, dem ich das aufs Auge drücken wollte mit der Anbringung der Vorhangschienen. Als ich die Teile ausgepackt habe, musste ich feststellen, dass ich die Befestigung vergessen hatte. muss ich mir langsam Sorgen machen?!?!?

Sind das die Entzugserscheinungen, weil ich keine Zeit mehr für meine wortwabe habe? Oder liegt es daran, dass mein Kopf überfüllt ist mit all den noch nicht aufs Papier gebrachten Geschichten? Einer meiner Protagonisten hält mich mit seinen Frauengeschichten derart auf Trab dass ich kaum hinterherkomme…aber ich ahne schon dass das übel endet…..