abc Etuden/ Die Schönste

eine neue Woche mit neuen Worten. Eine kleine Geschichte für Herrn Textsaub`s abc Etuden. 3 Worte, 10 Sätze, eine Geschichte.

Die Bärin erkannte ihr Junges sofort.

Es war groß und stark geworden, der Junge trug die Züge seines Vaters.

Fliederfarbene Erinnerungen stiegen in Kallisto auf, an eine Nacht am Meer, an feuchten Sand unter nackten Fußsohlen.

Sie erinnerte sich nur an Bruchstücke, vielleicht wollte sie sich auch nicht erinnern,  an seine Augen, seinen Mund, seine Hände, an ihre zerrissene Toga, an Artemis Verachtung.

Der Wunsch, ihr Kind zu umarmen, war so stark, dass Kallisto vergaß, wer sie war.

Sie trat aus der Deckung des Waldes da entdeckte er sie.

Der Junge riss seinen Bogen hoch und legte auf die Bärin an.

Kallisto schrie seinen Namen, aber er hörte nur das Knurren des Bären.

Plötzlich stand die Zeit still, der Pfeil in der Luft, die zitternde Sehne des Bogens ruhig.

„Ihr werdet sternenwandern“, Kallisto hörte die Stimme wie aus weiter Ferne.

Anmerkung zu dieser Geschichte: Kallisto ist die Tochter des Königs Lykaon aus Arkadien Sie war als eine der Nymphen Artemis zur Keuschheit verpflichtet, erweckte durch ihre Schönheit jedoch Zeus Begierde. Zeus nähert sich Kallisto in der Gestalt Artemis und küsst sie – allerdings nicht wie eine Jungfrau küssen soll … Sie wehrt sich, aber wer kann Zeus bezwingen? Kallisto versucht ihre ungewollte Schwangerschaft zu verbergen, wird aber beim Bad von den anderen Nymphen bloßgestellt und daraufhin von Artemis verstoßen. Nach der Geburt ihres Sohnes Arkas, des späteren Ahnherrn der Arkadier, wird sie von Zeus‘ Gattin Hera aus Eifersucht in eine Bärin verwandelt. Als Kallisto nach fünfzehn Jahren auf ihren Sohn Arkas, der nun Jäger ist, trifft, will sie ihn umarmen, dieser aber das vermeintlich wilde Tier töten. Zeus greift ein und versetzt Kallisto als das Sternbild des Großen Bären und Arkas als das des Kleinen Bären in den Himmel. Hera erwirkt bei Okeanos immerhin, dass die beiden Sternbilder niemals in das erfrischende Meer eintauchen dürfen; daher werden sie zu zirkumpolaren Sternbildern. (Quelle: wikipedia)

Ich liebe die griechische Mythologie mit all ihren Göttern, ihren Leidenschaften und Tragödien ….und sind sie nicht immer noch unter uns, die Olympier? https://wortwabe.wordpress.com/2012/06/10/zeus-teil-1-fortsetzung-folgt/

6 Gedanken zu „abc Etuden/ Die Schönste

  1. Diese Zeus-Geschichte, dieses Eingemeinden in den Sagenkreis auf Teufel komm raus, war die einzige, die mir nie gefiel …
    Ganz im Gegensatz zu dem, was du daraus gemacht hast, das ist richtig fein …
    Liebe Grüße
    Christiane

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    • muss ja auch nicht…für mich war das einfach eine so aufregende Zeit als ich das geschrieben habe…versteht wahrscheinlich eh keiiner außer mir 🙂 der Start meines blogs hängt eng mit dieser Geschichte zusammen…dieser Sommer wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Ich liebe „meinen“ Zeus….

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      • Moment, ich meine ja nicht DEINE Zeus-Geschichte! Ich meine diese unselige Sitte der Griechen, alles Mythische/Mythologische, was früher war, in Sagen zu packen und einzugemeinden mit Zeus obendrauf. Das Christentum hat das im Übrigen auch gemacht.
        Bitte bitte bitte nicht falsch verstehen, deine Geschichte ist davon völlig unberührt!!!

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      • achso….die hatten halt keine andere Erklärung (oder Enstschuldigung) für das, was so passiert ist. Ein Kind von Zeus oder unbefleckte Empfängnis – das Ergebnis war ja immer dasselbe: die Frau wurde als Schuldige abgestempelt und hatte die Folgen zu tragen. Da ist ja das Schicksal als Sternbild am Himmel zu enden vielleicht noch nicht einmal das übelste…

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