abc Etüden KW 42/ 2033

Aus verschiedenen Gründen war ich wochenlang abgetaucht, der Hauptgrund war ein totaler Systemabsturz mit weitreichenden zeitraubenden Folgen – aber das ist eine andere Geschichte.

Endlich kann ich mir mal wieder die Zeit nehmen, eine Etüde zu fabrizieren. Für alle, die die abc Etüden nicht kennen, alles was man dazu wissen muss findet Ihr bei Christiane

3 Worte, diese Woche wurden sie gespendet von Gerda Gazakou

und lauten:

verdammt
Zweibrücken
grenzenlos

in 10 Sätzen zu einer Kürzestgeschichte verarbeiten, das ist das Ziel.

Hier meine Etüde für Kalenderwoche 42, die Grafik ist von Ludwig Zeidler, der die abc Etüden erfunden hat.

 

https://365tageasatzaday.files.wordpress.com/2017/10/2017_42-17_eins1.jpg

                                    

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„Er kam aus Zweibrücken“, sagte ich und beobachtete Mara aus dem Augenwinkel, sie  saß vornübergebeugt auf ihrer Bastmatte und malte mit den  Zehen Muster in den Sand.

„Das ist alles verdammt lang her und wir wollen doch heute deinen sechzehnten Geburtstag feiern, Liebes“, ich schlug einen fröhlichen Ton an,“ endlich volljährig!“

Mara wandte sie sich mir zu, ihre grünen Augen leuchteten im Sonnenlicht auf und starrten mich an, wie die Augen einer Katze, die ihre Beute fixiert.

Ich lauerte hinter meiner Sonnenbrille auf ihre Reaktion, bereit für meine Verteidigung, denn ich rechnete fest mit einem Angriff.

Sie fixierte mich mit ihrem Blick und das Schweigen, das sich zwischen uns ausbreitete erschien mir so grenzenlos wie der Ozean vor uns.

„Meinst du nicht, es wäre an der Zeit mit diesem Zweibrücken-Märchen endlich aufzuhören?“ sagte Mara und ihre Stimme war kalt.

Sie zog einen zerknitterten Umschlag aus ihrer Strandtasche und hielt ihn hoch.

Ich erkannte den Umschlag sofort, wusste was er enthielt und verfluchte meine Angewohnheit, aus Sentimentalität alles aufzubewahren, doch bevor ich eingreifen konnte riss Mara den Umschlag auseinander, holte den Kontrakt heraus und warf ihn vor mich in den Sand.

Mara hatte ihren perfekten Körper zwischen mich und die Sonne geschoben, stand wie ein von hinten beleuchteter Racheengel vor mir, beugte sich mit einer grazilen Bewegung zu meinem Ohr  und  flüsterte „23andMe, weißt du noch, Californien 2016?“

Dann richtete sie sich auf und schrie mich an: „ Und bist du denn zufrieden mit deiner Schöpfung, deiner Kreatur – “, sie machte eine Pause und spuckte das Wort in die Luft, „ – Göttin?“

 

Ich habe ein bisschen nach vorne gesehen in der Zeit…aber es ist dennoch keine Science Fiction – leider. Lest selbst in diesem  Artikel in der FAZ vom 04.10.2013

Außerdem gehe ich in meiner Geschichte davon aus, dass 2033 die Kinder mit 16 Jahren volljährig sein werden und wahrscheinlich auch, falls es dann noch so heißt, mit sechzehn das Abitur machen und sich auf ihre nächsten 100 Lebensjahre vorbereiten. Ich bin 2033 schon in Rente, habe hoffentlich die Chance, das zu erleben und zu überprüfen ob ich recht behalten habe. Eigentlich will ich es garnicht wissen……

 

 

 

9 Gedanken zu „abc Etüden KW 42/ 2033

  1. Aber was ich eigentlich sagen wollte: Die Idee ist großartig, die Umsetzung ist es auch, nur das Thema ist nicht sonderlich lustig. Und darüber, wie alt ich 2033 bin, möchte ich eigentlich gar nicht nachdenken.
    Liebe Grüße, schön, dich mal wieder zu lesen, ich hoffe, bei dir ist jetzt wieder alles okay
    Christiane

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    • vor einigen Monaten habe ich eine Doku zu dem Thema gesehen. In Amiland ist das ein Riesengeschäft. Was kaum jemand weiß: die heimliche Invasion kommt aus Amerika – die meisten Spendersamen kommen von dort und werden weltweit importiert – auch in Länder, die eigentlich nichts mit den Amis am Hut haben (ok, vermutlich NICHT nach Nordkorea).das finde ich fast schon wieder lustig 🙂 In Californien ist das mittlerweile völlig normal, völlig gesunde Menschen basteln sich ihr Designerkind. Durchschnittlich intelligente Paare wollen nur Spendersamen von Nobelpreisträgern undsoweiterundsoweiter….eine Professorin, Single, hatte ein Designerkind mit Spendersamen von einem Nobelpreisträger und der Junge war etwa 15 im Film – leider erfüllte er nicht im Geringsten die Erwartungen der ehrgeizigen Mutter und tat sich keineswegs als Genie hervor. Mir war nach dem Film total schlecht.

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      • Ja, ich glaube dir sofort. Ich denke, wenn das alles im großen Stil umgesetzt würde, was alles schon umsetzbar ist, würde es die entsprechenden Programme aus der braunen Vergangenheit weit hinter sich lassen. Nur dass die halt in eine andere Richtung ausgerichtet waren. Zukunft, mir graut vor dir, jedenfalls manchmal, dafür aber in vielen Bereichen. 😦

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  2. Allmählich langt es mir, dass ich (heute besonders) ständig meckern muss: Leute, (du auch, du bitte sogar besonders,) achtet doch darauf, dass, wenn ihr schreibt und verlinkt, es bei der zentralen Sammelstelle für die Etüden auch pingt!
    Hallo Carmen, könntest du bitte bei der Schreibeinladung einen Link setzen, da dein Ping nicht durchgekommen ist, verdammt noch mal & grenzenlos?
    *grrr*

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