ABC-ETÜDENTextwochen 40.41.21

heute sprudelts…nachdem ich mit Christiane heute über das mitzunehmende Gepäck für unsere Weltraumtour philosophiert habe, fiel mir eine Geschichte aus einem Schwedenurlaub mit meiner Freundin aus Düsseldorf wieder ein. Um beim Flug Geld zu sparen, hatten wir sehr wenig Gepäck dabei. Unter anderem mussten wir mit der Urlaubslektüre haushalten. Der Versuch, die Wortspende der Etüdenwoche in den Text einzubauen, hat geklappt, deshalb ist das meine zweite Etüde!

abc.etüden 2021 40+41 | 365tageasatzaday

Urlaubslektüre

Sperriges Gepäck war auf unserer gemeinsamen Schwedenreise nicht zu erwarten. Schwieriger war, eine Schulferienüberschneidung zwischen Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg zu finden, es gab ein Zeitfenster von nur acht Tagen. Es war also klar, dass wir mit dem Flugzeug anreisen würden, denn für eine Woche lohnte sich die lange Fahrt mit dem Auto nicht. Das Ziel war Südschweden, das Land von Pippi Langstrumpf. Unseren Kindern mussten wir nicht erst suggerieren, dass dieses Ziel super war, die Aussicht, einen echten Elch zu sehen reichte. Der Flug war preiswert, aber nur wenn man ausschließlich Handgepäck dabei hatte, für den Rest musste man bezahlen. Also hatten wir zu fünft nur zwei Koffer. Das bedeutete für jede nur ein Buch, wir lesen und dann wird getauscht. Wir entpuppten uns als wahre Geheimkünstler, keine verriet ihren Titel . Irgendwann lagen wir einträchtig nebeneinander im Sand auf Öland mit unserem jeweils mitgebrachten Buch und plötzlich hörte ich Schniefen neben mir. Weinst du?!? Fragte ich irritiert. Gaby schluchzte. Ja! Das ist so traurig grade! Ich hingegen hatte typische Urlaubslektüre dabei, ein sehr witziger Roman, der in Stuttgart spielt.  Aus dem Grund lachte ich immer mal wieder laut heraus. Wie zu erwarten war, wendete sich das Blatt nach dem Büchertausch. Jetzt heulte ich. In meinem Buch gab es eine Figur , die in den Dialogen schwäbisch sprach. Schwäbisch zu lesen ist vielleicht noch schwieriger für Nichtschwaben als es zu verstehen. Gaby fragte irgendwann: „Sag mal, was heißt o-ge-sa?“ „What??? Zeig mal, das muss ich im Zusammenhang sehen.“ Die Tante fragt die Nichte: „kommsch du gessa oder ogessa?“ Eine typische Frage, heißt so viel wie „hast du schon gegessen wenn du kommst?“ Ausdruck des schwäbischen Pragmatismus. Warum soll ich kochen, wenn mein Besuch schon gegessen hat? Seit diesem Urlaub unser Running Gag, wenn wir uns gegenseitig besuchen. I komm gessa!

ABC-ETÜDENTextwochen 40.41.21 | Wortspende von umgeBUCHt

Der Herbst hat uns im Griff, keine Frage, ich muss endgültig einsehen, dass der eh nicht richtig präsente Sommer sich verzogen hat. Da träume ich mich lieber sonstwohin… zum Beispiel mit einer Etüde zur neuen Schreibeinladung von Christiane: https://365tageasatzaday.wordpress.com/2021/10/03/schreibeinladung-fuer-die-textwochen-40-41-21-wortspende-von-umgebucht/ Wie immer gilt es, die drei Wörter der Wortspende in einem Text mit maximal 300 Wörtern unterzubringen. Diese Woche kommt die Spende von Yvonne von https://umgebucht.wordpress.com/.

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Hier meine Etüde:

Ich bin dann mal weg

Ich habe also ein Date. In Baikonur. Am Weltraumbahnhof, mit Christiane und Myriade. Wir wollen alle weg, aus den unterschiedlichsten Motiven. Die beiden sind echte Geheimniskünstler, sie haben mir nicht verraten, warum. Im Prinzip ist es ja auch egal, aus welchen Gründen man ein gemeinsames Ziel ansteuert, oder? Baikonur liegt in Kasachstan, das macht die Sache kompliziert, aber da das Datum unserer Verabredung noch offen ist, hoffe ich mal, dass es dann einen Direktzug von Stuttgart nach Baikonur gibt, ich hasse es, mit Koffern umzusteigen. Wobei ich befürchte, dass sperriges Gepäck eh nicht erlaubt ist, wenn man sich in den Weltraum aufmacht. Vermutlich muss ich meine zwanzig Fotoalben und das Familiensilber zuhause lassen. Umsteigen wäre also nicht weiter tragisch, so ganz ohne Gepäck. Ob Christiane wohl Rilkes gesammelte Werke mitnimmt? Das wäre sicher ein Trost auf dem langen Flug wohin auch immer. Wir haben ja eine Komfortkabine gebucht in einem der noch nicht gebauten, Co2 neutralen Luxusraumschiffe. Ich versuche mir ständig zu suggerieren, dass ich keine Angst habe, weder vor dem Flug noch vor der Tatsache, dass ich noch nicht recht weiß, wie ich das sicherlich UNGLAUBLICH teure Ticket bezahlen soll. Jetzt sitze ich also hier in diesem völlig verregneten Montag und sage mir, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir schaffen das. Ich sehe uns schon einsteigen, kichernd, ich wahrscheinlich als alte Lady mit blaugefärbtem Haar…und wenn wir dann mit einem Glas Prosecco auf unseren gelungenen Coup anstoßen werde ich rufen: Rockn Roll Ladies! und die Bar mit Guns and Roses „Welcome to the Jungle“ beschallen.